Vernissage: 16. September 2017 um 19 Uhr
Die Ausstellung läuft bis zum bis 22. Oktober 2017

Kunstraum Vincke-Liepmann
Häusserstrasse 25
69115 Heidelberg
Telefon: 0172 6158497
Web: kunstraum-vincke-liepmann.de

Öffnungszeiten während der Ausstellungen:
Donnerstag und Freitag: 15–19 Uhr
Samstag und Sonntag 11–15 Uhr
oder nach Absprache

Ästhetische Apotropäen

Die in Bagdad geborene Heidelberger Malerin Cholud Kassem lebt seit ihrer frühen Kindheit in Deutschland und ist nur indirekt an der Archäologie oder gar Ethnologie einer fernen Heimat interessiert. Und trotzdem evozieren ihre Acrylbilder archaische Bilder einer versunkenen Welt, die freilich nicht von Wüstensand begraben ist, sondern wie Traumbilder aus unserem kollektiven Unterbewusstsein zu stammen scheinen.

Vor einigen Jahren begann Kassem, rudimentäre Gesichter oder Masken in starken Farben und Kontrasten zu malen, in einer organischen wie auch geometrischen Ordnung. Meist fehlt ihnen ein Sinn: die Augen, der Mund oder die Nase. Dazu kommen Helme, Fühler und andere Abwehrwaffen. So kokettiert sie in der Serie Wudus mit dem animistischen Aberglauben, der Masken vor allem als Apotropäen begreift, als Abwehrzauber gegen böse Blicke und personifizierte Ängste. Doch nicht alle ‚Masken‘ sind böse, manche wirken freundlich und zeigen sogar humorvolle Strategien auf, uralte wie ganz moderne Ängste zu besiegen.

Zwischenzeitlich entstand eine Serie von Bildern, die sich auf die Ausstattung dieser Apotropäen konzentrierte: schützende Hauben, kultische Gewänder u.a.m. In der Ausstellung bei Vincke-Liepmann stehen diese Bilder im Mittelpunkt zusammen mit der neuesten Serie: Superkarmas. Das sind geheimnisvolle Physiognomien, die das indische Konzept der Seelenwanderung vor Augen führen. Karma bedeutet die Tat, die gute oder schlechte, die das Schicksal jeder Seele im jetzigen oder im zukünftigen Leben bestimmt. Ziel ist es, überhaupt kein Karma mehr zu erzeugen und alle Kämpfe zu befrieden.

Dr. Dietmar Schuth